Leider aus der Mode gekommen
Raus aus der Informationsblase: Nachrichten lesen via RSS-Feeds
Ich lese täglich Nachrichten aus selber zusammen gestellten Quellen. Kaum jemand meiner Bekannten kennt jedoch (noch) das gute alte Prinzip der RSS-Feeds bzw. derlei Programme. Das Wissen darüber ist irgendwie abhanden gekommen. Zeit, diese wunderbare wie auch einfache Technik wieder in Erinnerung zu rufen.

Mittels einem RSS-Feed-Reader (Software / App) kann man sich elegant seinen persönlichen Newsticker auf Basis diverser Blogs / Websites zusammen stellen – ohne Kontrolle durch Dritte.
Wie informieren Sie sich via Internet über aktuelles Geschehen in Politik, Gesellschaft, Kunst, Sport oder auch im Hobbybereich? Vielleicht nutzen Sie die Startseite von z. B. Facebook, X oder Instagram hierzu bzw. rufen diese mehrmals täglich auf? Oder Sie besuchen bewusst mehrmals täglich spezifische Internetseiten wie beispielsweise die der ›Tagesschau‹ oder das Angebot der ›Nachdenkseiten‹?
Was den ersten Fall anbelangt: Hierbei befindet man sich leider inmitten einer Informations-Blase: Ein Algorithmus liefert dann nur die Nachrichten / Beiträge aus, an welchen man ohnehin interessiert ist und mit deren Autoren man meist d’accord sein wird. Von anderen Positionen und Meinungen wird man nichts erfahren. Auch wenn man den Nachrichten-Feed der Startseite von ›Chrome‹ oder von einem ähnlichen Browser nutzt, steckt dahinter irgendein Computer, welcher schon recht schnell merken wird, was man anklickt und was nicht. Auch hier werden Nachrichten dann gefiltert bzw. einseitig ausgeliefert.
Manuell auswählen – gesammelt serviert bekommen via RSS-Reader
Besser informiert ist der, welcher regelmäßig manuell ein bestimmtes Set an Websites besucht – am einfachsten via Browser-Favoriten. Aber dies ist mühsam und unpraktisch. Aber genau hierfür gibt es doch seit Jahrzehnten die s. g. RSS-Feeds, welche so etwas wesentlich vereinfachen:
- Die meisten Websites besitzen (unsichtbar) einen solchen RSS-Feed.
- Diese Feed-Adressen trägt man einmalig in ein RSS-Reader-Programm ein.
- Dieses Programm schaut dann regelmäßig nach, ob es auf den definierten Seiten neue Beiträge gibt und wenn ja, listet es diese dann auf.
So einfach wie auch praktisch ist das. Bei mir schaut dies dann beispielsweise so aus:

Abgebildet ist ein Bildschirmfoto des Anbieters »Feedly«. Das Prinzip funktioniert nämlich auch direkt im Browser – ohne weiterer App / Software.
Wie man sieht, habe ich die RSS-Feeds von einigen Nachrichtenseiten abonniert – und zwar thematisch durchaus konträre. Denn ich möchte verschiedene Ansichten gebündelt vorliegen haben. Ich möchte nicht in einer Informationsblase leben.
Außerdem habe ich die Feeds diverser Blogs abonniert – was mich halt so interessiert. Man hat dann ein buntes Potpourri parat, welches man sich jedoch stets auch nach Thema bzw. Gruppe sortiert anzeigen lassen kann.
Was für ein Programm benötige ich hierzu?
Es gibt für die gängigen Plattformen (Windows, Linux, Mac, Android, Iphone, …) eine menge kostenlose Programme zum Abrufen der bevorzugten Feeds. So eine App bzw. diese Software nennt sich schlicht ›RSS-Reader‹. Eine Liste empfehlenswerter Programme findet man z. B. auf dieser Seite.
Auf mehreren Geräten synchronisiert lesen
Der klassische standalone „Feed-Reader“ hat jedoch einen Nachteil: Hat man einen solchen auf dem Smartphone installiert und zudem auch noch auf dem Laptop, weiß das Smartphone später nicht, dass man bestimmte Artikel in der Liste bereits am Abend zuvor auf dem Laptop gelesen hatte. Aber auch hierfür gibt es Abhilfe – nämlich in Form einer zentralen Instanz: Dies sind (häufig kostenlose) Dienste wie beispielsweise The Old Reader (englische Seite) oder Feedly (ebenfalls eine englische Seite).
Man legt sich bei diesen s. g. Feed-Aggregatoren zunächst ein Konto an und füttert dieses mit den Feeds der Lieblingsseiten. Bei diesen Aggregatoren muss man in der Regel auch nur die reguläre Domain (Adresse) der gewünschten Seite angeben – Der dazugehörige RSS-Feed wird automatisch gefunden. Von nun an hat man stets eine aktuelle Liste aller neu veröffentlichten Artikel.
Diese Liste kann man zum einen bereits sehr gut im Browser eines jeden Gerätes benutzen. Oder aber man installiert sich auf jedem seiner Geräte (Tablet, PC, …) die dazugehörige App bzw. eine kompatible von einem Drittanbieter. Bereits gelesene (geöffnete) Artikel sind dann stets auf allen eigenen Geräten synchronisiert (sie erscheinen dann auf den anderen nicht mehr).
Aus diesem Grund gibt es für technisch Versierte die Möglichkeit, solch einen Feed-Aggregator auf einem eigenen (gemieteten) Server zu „hosten“. Ich tue dies und kann hier wärmstens ›FreshRSS‹ empfehlen. Niemand liest dann aus, für was ich mich interessiere und wie oft ich welche Artikel anklicke.
Wer in dieser Hinsicht nur Bahnhof versteht und dennoch nicht möchte, dass der eigene Nachrichtkonsum überwacht wird, muss sich (pro Gerät) auf einen schlichten bzw. „accountlosen“ Feed-Reader wie beispielsweise QuiteRSS (Windows, MacOS, Linux) beschränken. Damit werden die Feeds (gelesene Artikel) halt nur nicht mit anderen Geräten synchronisiert – falls man solche überhaupt nutzt.
Bevor es Smartphones gab, nutzte ich auch so einen sehr simplen RSS-Reader. Denn ich las die Nachrichten damals ja nur an einem einzigen Gerät – jeden Morgen auf meinem Laptop am Schreibtisch und abends vielleicht auf dem selben im Bett.
Wie finde ich die Feed-Adresse einer bestimmten Seite?
Moderne RSS-Reader finden die eigentliche Feed-Adresse einer bestimmten Seite häufig automatisch. Früher wurde diese bei vielen Browsern auch oben neben dem Adressfeld direkt (via Icon) angezeigt. Bei zumindest dem Firefox wurde diese Funktion leider entfernt. Jetzt müsste man die RSS-Feed-URL mühsam im Quelltext der gewünschten Website suchen.
Doch halt! Es gibt einige kleine Tools (englische Seite), welche versuchen, die konkrete Feed-Adresse einer bestimmten Seite zu extrahieren bzw. anzuzeigen. Diese Feed-URL trägt man dann in seinen RSS-Reader ein. Oder man besucht einfach eine der vielen Websites, auf denen es viele Listen (englische Seite) mit entsprechenden Adressen gibt.
Die Feed-URL meiner Website lautet übrigens https://klickgutachter.de/feed/. Bei sehr vielen Internetseiten (die auf dem System „WordPress“ basieren) funktioniert je das selbe URL-Schema x.
x Hoffentlich wird diese Funktionalität nie von den Machern von WordPress wegrationalisiert. Hallo – Hier! Ich nutze sie weiterhin für viele Blogs.
Warum kennt heute kaum noch jemand RSS-Feeds?
Wenn ich zynisch sein darf: Konzerne können damit kein Geld verdienen. Ein Betreiber wie ›Google‹, ›X‹ oder ›Meta‹ (Facebook, Instagram) kann dies aber durchaus, indem er Leser an die eigene Seite „fesselt“ bzw. ihnen nur das präsentiert, was sie lesen möchten. Von der daraus resultierenden Informationsblase war ja bereits oben die Rede. Und so etwas kann ja durchaus auch gefährliche Auswüchse mit sich bringen.
In den 2000er Jahren war dies jedoch noch anders: RSS war damals vielen Nutzern durchaus noch ein Begriff. RSS-Feeds sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich Nutzungsgewohnheiten im Netz verschoben haben. Jedes Medienhaus bot damals auf der jeweiligen Startseite gleich die Links zu den entsprechenden Feeds an. Heute muss man danach im Kleingedruckten suchen.
Ein sehr populärer Sammeldienst („Aggregator“) kam damals sogar von Google selbst – der ›Google Reader‹. Dieser wurde im Jahr 2013 geschlossen. Vermutlich, weil man damit kaum etwas verdienen- und die Nutzer nicht stupsen konnte. Gleichzeitig kamen die sozialen Netzwerke auf, welche auf der individuellen Startseite ja ebenfalls einen „Feed“ bereit halten. Doch dieser ist eben absolut personalisiert, daher undemokratisch und wird leider weiterhin von vielen Menschen genutzt – Bequemlichkeit setzt sich durch. Leider.
Fazit
Ich möchte nicht via algorithmisch gesteuerten Feeds informiert- oder gar gesteuert werden. Ich möchte mir meinen Nachrichten-Feed aus den unterschiedlichsten Quellen selber zusammen stellen können und nutze weiterhin die gute alte RSS-Technologie. Ich möchte nicht, dass mir beim Lesen jemand über die Schulter schaut und sich dabei sozusagen Notizen macht.
Da ich Nachrichten via Internet jedoch auf mehren Geräten abrufe (und synchronisieren möchte), benötige ich zwischendrin einen Aggregator. Doch anstelle eines entsprechenden Dienstes nutze ich einen „selbst gehosteten“ (›FreshRSS‹). Dies ist jedoch – zugegeben – technisch etwas komplizierter umzusetzen und bedarf entsprechendes Vorwissen.
Ein Dienst wie beispielsweise »The Old Reader« wird dennoch die bessere Wahl gegenüber X, Facebook, Instagram, Newsletter und dergleichen sein – solange noch auf richtigen, freien Websites unabhängig Nachrichten veröffentlicht werden und diese weiterhin RSS-Feeds anbieten. Dazu kommen ja noch die vielen kleinen, interessanten Blogs mit ihren schillernden Beiträgen (wie dieser vielleicht, den Sie gerade lesen).
Ein Tipp noch am Ende: Man sollte nicht den Fehler machen, zu viele Feeds zu abonnieren – außer man möchte den ganzen Tag lesen und hat die Zeit dazu. Schnell quillt der Eingang / die Liste vor neu veröffentlichten Artikeln über.
