immer noch ein guter MP3-Player
Alter Winamp: Ich nutze ihn seit den 90ern und das bleibt auch so
Moderner Rechner: Na klar. Aktuelles Betriebssystem: Selbstverständlich. Die neueste Software: Keine Frage. Musikhören? Moment: Nur mit dem alten Winamp aus meiner Jugend – Ich nutze ihn auch heute noch.
Irgendwann Ende der 1990er Jahre stellte unser Vater mir und meinem Bruder eine riesige, graue Kiste nebst Drucker, Lautsprecher und „Computerregal“ ins Kinderzimmer – Ich rede vom Aldi-PC, den es seinerzeit relativ günstig zu kaufen gab und lange Schlangen vor den Aldi-Filialen herauf beschwor. Und der Herr Vater konnte einen ergattern bzw. dachte wohl, dieses Ding brächte uns irgendwie weiter. Ich glaube, so recht wusste er aber auch nicht, was man damit eigentlich anfangen konnte.
Jedenfalls stand das Trumm erst einmal mehrere Wochen unangetastet im Weg. Niemand traute sich so recht daran und ich und mein Bruder hatten zum Spielen ja den Sega Saturn bzw. die Playstation. Man muss hierbei auch bedenken, dass es bei uns noch gar kein Internet gab bzw. dass kaum jemand wusste, was dies eigentlich war. Niemand wusste so recht, wie man dieses Maschinchen (mit Windows Millennium) eigentlich bedient.
Alles änderte sich jedoch, als ich mir dann im Zeitschriftenladen eine PC-Zeitschrift mit der damals obligatorischen CD-ROM kaufte. Darauf gab es s. g. Shareware: Programme, die … – Eigentlich weiß ich bis heute nicht, was das genau ist. Die Software funktionierte jedenfalls und ich wusste dann schon, wie man sie installieren- und auch starten kann.
Neben ›IrfanView‹ (welches ich heute ebenfalls noch schätze) gab es den Winamp:

Ich nutze mittlerweile eine etwas „jüngere“ Version (5.6) von 2013 mit bereits integrierter Medienbibliothek. Aber vom Design und von der Funktionalität her ist er immer noch der selbe aus meiner Jugend, aus der Zeit der Jahrtausendwende – dem Millennium.
Ich weiß noch, wie mich damals besonders die hüpfende Anzeige unter der Zähleruhr faszinierte, wie sie sozusagen zur Musik tanzte. Gut: auf der Aiwa-Anlage gab es so etwas auch. Aber ich hatte nur eine ältere Anlage ohne „Mäusekino“.
Zuerst hüpfte sie zu:
It really whips the Llama’s Ass
Dies war der Startton vom Winamp bzw. er ertönte damals immer, wenn man das Programm öffnete. Oder war es der mitgelieferte Song? Ich weiß es heute nicht mehr. Richtige MP3s hatte ich damals noch nicht. Zunächst spielte ich einfach meine CDs ab. Der Aldi-PC hatte natürlich bereits ein CD-ROM-Laufwerk.
Einige Monate vergingen und ich hatte die ›AOL-CD‹ im Briefkasten. Kurze Zeit später hatte ich Internet. Was macht ein 18jähriger um das Jahr 2000 herum mit Internet? Erst einmal warten, bis die Eltern schlafen. Dann in den Flur schleichen und das Telefonkabel aus der Dose ziehen bzw. das des Modems anstöpseln, Kissen auf das Moden legen, damit man es beim Einwählen nicht hört, dann nach »Sex« goog yahooen und Bilder auf 3,5er Diskette speichern.
Etwas später gelangte ich dann aber in den Kosmos der MP3-Tauschbörsen: Napster, Audiogalaxy, Kazaa, Soulseek usw. Ich weiß heute gar nicht mehr, was es da alles gab. Soulseek gibt es heute noch. Der Rest ist verschwunden – der Zauber, die Aufbruchstimmung, die CD-Spindeln und Tauschobjekte, das Besondere daran auch. Heute erweitere ich meine MP3-Sammlung via Aufnehmen von Spotify. Geht auch, man findet alles, ist sogar offenbar legal bzw. eine Grauzone.

Winamp kann man mittels Skins optisch beliebig an den eigenen Geschmack anpassen.
Mittlerweile habe ich mir auch einen etwas seriöseren „Skin“ (›Classic Ashen‹) für meinen alten Winamp besorgt. Er passt ganz gut zum dunklen Theme von Windows 11. Es gibt da eine Menge sehr gruseliger Oberflächen. Ich schätze die sachlichen, minimalistischen. Mein Winamp ist weiterhin eine uralte Version. Aber sie funktioniert natürlich problemlos. Und worauf höre ich gerade Musik, während ich diesen Beitrag verfasse? Richtig! Es hat sich nichts verändert – nunja, fast nichts.
Zugegeben: Meist höre ich Musik heute anderweitig. Viele nutzen ja einfach ihr Smartphone, Streaming und eine Bluetooth-Box. Bei mir ist es ein Raspberry Pi mit ›Kodi‹, welcher den lieben langen Tag läuft. Aber wenn ich abends am bloggen bin bzw. am Computer sitze, nutze ich weiterhin meinen Winamp bzw. meine lokale MP3-Sammlung. PC und Raspberry sind – wie früher – per Cinchkabel an der alten Anlage mit den großen Holzboxen angeschlossen.
