permanente Aufforderungen
Wir sind eine Update-Gesellschaft und das bedeutet: Stress
Es gibt eine Sache, die ich gar nicht mag: Updates auf Smartphone, Computer, Smart-TV usw. Ich weiß: Sie sind Wichtig wegen der Sicherheit und so – sagt man. Für mich bedeuten sie jedoch Stress und am liebsten wäre es mir, wenn alles so bleibt, wie es ist.

Wenn nach einem Update irgend etwas nicht mehr so funktioniert wie zuvor ...
Dieser Artikel soll mit einer (mittlerweile etwas älteren) Geschichte beginnen: Ein Bekannter von mir hatte Updates auf seinem Windows-Laptop veranlasst. Am nächsten Morgen – vor der Arbeit – wollte er noch schnell einige wichtige Formulare per E-Mail abschicken. Doch was war das? »Windows wird vorbereitet. Schalten Sie den Computer nicht aus.« So etwas aber auch. Die Zeit drängte.
Windows wurde die nächsten 20 Minuten aber weiterhin unvorhergesehen „vorbereitet“. Am Ende wurde Windows auf dem Beifahrersitz weiterhin vorbereitet, während der Bekannte sich auf dem Weg zur Arbeit machte, damit er nicht zu spät kam. Wie die Sache ausgegangen ist, weiß ich leider nicht mehr. Aber die Sache zeigt, wie nervig so etwas sein kann, wenn man dies nicht genau planen kann.
Es gibt einige Programme, die benötigen gar keine Updates (mehr):

Seit über 20 Jahren nutze ich auf dem PC weiterhin den guten alten ›Winamp‹ in einer nicht „aufgeblasenen“ Version (wie es sie später gab). Diese alte Version funktioniert einfach. Das Programm nervt mich nicht mit Updates. Ich weiß gar nicht, ob es den Hersteller überhaupt noch gibt. Das ist mir auch egal. Aber ein etwas hübscheres Design („Skin“) habe ich ihm mittlerweile gegönnt.
Muss ich mir nun Sorgen vor Mittzwanzigern in Kapuzenpullovern in dunklen Zimmern vor einem Bildschirm machen? Ich denke nicht.
Psychologisch: Es liegt ein Geschenk bereit
Nach den meisten Updates diverser Programme merkt man keinen Unterschied zur vorangegangenen Version. Das macht nichts: Die Ankündigung selbst transportiert bereits etwas für den Nutzer:
- Du wirst nun beschenkt.
- Du bist ein moderner Mensch, up to date.
- Wir kümmern uns um Dich und schützen Dich.
- Und: Wenn Du nun nichts tust, bist du bedroht.
Dabei frage ich mich:
Sind diese Updates überhaupt nötig?
… Nachdem Sicherheitslücken bekannt geworden sind – natürlich. Wenn eine neue Funktionalität dazugekommen- bzw. eine vorhandene verändert wurde – vielleicht (aber nicht immer).
➜ Weil es hier vermutlich ums Geld geht : Es wird suggeriert, dass sich der Entwickler um seine Konsumenten kümmert x, s. o. Die jeweilige Software wird somit sicherlich in den Verzeichnissen (z. B. ›Play Store‹) besser vor der Konkurrenz gelistet und kommt gar nicht erst in den Verruf, veraltet zu sein.
x Als gewinnorientierter Entwickler würde ich so etwas – zugegeben – auch tun.
Aber vermutlich – dies ist also meine Einschätzung – wird einfach nur so etwas wie ein Leerzeichen im Code hinzugefügt und die Versionsnummer erhöht. Fertig. Als Begründung liest man dann meist so etwas Lapidares wie „Fixes“.
Eine App wie aus der Waschstraße. Im Grunde hat sich nichts geändert.
Das stresst mich alles
- Ich möchte doch nur einen Film sehen, schalte den SmartTV an, öffne die Mediatheken-App und: Die App muss aktualisiert werden.
- Ich öffne mein E-Mail-Programm und stelle fest, dass ein mir sehr wichtiges Plug-in nicht mehr aktiv ist, weil es mit der gerade aktualisierten Version des Programms nicht mehr kompatibel ist.
- Ich aktualisiere einige Plug-ins dieses Website-Sytems (»Wordpress«) und: Fatal error: Uncaught Error: Call to undefined function (Weil die ›PHP-Version‹ auf dem Server noch eine ältere ist, welche ebenfalls ein Update benötigt.)
- Ich aktualisiere auf meinem Smartphone das Android-Betriebssystem und kann nicht mehr – wie gewohnt – auf bestimmte App-Ordner zugreifen (weil der Hersteller die „Sicherheitsschrauben“ angezogen hat). Andere, lang vertraute, Programme (ohne Update) funktionieren nun gar nicht mehr.
- Ich öffne meinen Firefox-Browser und erhalte schon wieder dieses Pop-up, dass ein Update verfügbar ist, wo das letzte doch erst fünf Tage her ist. Es nervt.
- Ich möchte meinen Windows-Computer ausschalten und: Schalten Sie den Computer nicht aus.
Interessant ist auch dieser Beitrag, in dem davon berichtet wird, dass bestimmte Computertypen nach einem Windows-Update überhaupt nicht mehr funktionieren. Bisher kannte ich so etwas nur bezüglich dem Nicht-mehr-Funktionieren von Druckern. Nein: Ich stehe tatsächlich auf Kriegsfuß mit (automatischen) Updates.
Bei WordPress handhabe ich es mittlerweile so, dass ich eine lokale Umgebung auf meinem Computer installiert habe (mittels ›XAMPP‹) inkl. aller Plugins, welche ich auch „live“ nutze. Ich stoße dann manuell alle Updates lokal an und prüfe, ob dort danach noch alles funktioniert. Erst dann – nach der Prüfung – werden die Live-Systeme (meine Websites) mit Updates versorgt. Ich habe keine Eile.
Ich verweigere Windows (zunächst) jegliche Updates
Ich sitze jeden Tag vor meinem Windows-Computer. Alles läuft geschmeidig, alles funktioniert. Alles habe ich akribisch eingerichtet und sorgfältig aufeinander abgestimmt. Ich kenne jedes einzelne Konfigurationsmenü. Alle Komponenten und Programme greifen sauber ineinander. Die Kiste fährt in ca. 25 Sekunden hoch und auch wieder runter.
Ich möchte nicht, das dies ohne mein Dazutun gestört wird.
Ich hatte dann etwas Aufwand betrieben, dass mein Betriebssystem keinen Zugriff mehr auf die Microsoft Update-Server erhält. Dies geht z. B. mit einer Netzwerk-Firewall wie Pi-hole. Oder man trägt einfach die relevanten URLs in die Sperrliste („Blacklist“) seines Routers ein, falls unterstützt. Vermutlich lässt sich dies auch einfach lokal mit einem Tool wie O&O ShutUp erledigen.
Ein Update einmal im Jahr
Ca. einmal jährlich gebe ich diese Verbindungen wieder frei und lasse mich „beschenken“ mit frischer Software. Vorher fertige ich jedoch mittels einem Live-Windows vom bootbaren USB-Stick ein komplettes Backup der System-Partitionen auf einem externen Datenträger an. Man weiß ja nie. Ich kann somit das vorherige System komplett wieder herstellen. Von meiner Daten-Partition gibt es natürlich ohnehin Backups.
Adäquat handhabe ich es auch mit meinen Android-Geräten (Smartphone, Tablet): Es gibt auch dort keine automatischen Updates. Hier kann man dies ja glücklicherweise (noch) als manuell definieren.
Apropos Backups
Meines Erachtens sind Backups viel wichtiger als Updates. Im Grunde sind sie der reifere Zwilling des ungestümen Updates: Man weiß, was man an ihnen hat, warum und wie viele es davon gibt und wo sie sich befinden. Hierzu muss man aber auch tatsächlich sicher gehen können, dass diese Backups zurück gespielt werden können. Man sollte eine entsprechende Wiederherstellung einmal durchgespielt haben.
Dann muss man auch keine Angst mehr haben
… vor nebulösen „Angriffsszenarien“, vor denen Updates schützen sollen. Am Ende können die beiden Zwillinge Backup und Update wieder zusammen kommen, wenn alles reibungslos läuft.
